Jan Jiří Grázl (4. April 1790 – 31. Januar 1818) stammt aus einer Familie, in welcher das Diebstahlhandwerk von Vater zu Sohn weitergegeben wurde. Sein Vater Tomáš war zwar Wasenmeister, dennoch hätte die Familie ohne Diebstähle kaum überleben können. Auch sein Großvater Vavřinec wurde für mehrere Diebstähle verurteilt. Den Ruf des tschechischmährischen-österreichischen Robin Hoods wurde jedoch erst Jan Jiří zugestanden.
Jan Jiří Grázl (deutsch: Johann Georg Grasel) kam in Nové Syrovice nahe der Stadt Moravské Budějovice zur Welt. Der Nachnahme „Grázl“ bezeichnet in Tschechien einen Menschen mit schlechtem Ruf, der Gesetze verletzt und sich unangebracht verhält. Interessant jedoch ist, dass er dieser negative Eindruck nicht auf der Seite der österreichischen Grenze entstanden ist. Erst heute werden seine Taten auch in Tschechien als romantisch betrachtet. Ein tugendhafter Räuber, der Reichen nimmt und Armen gibt, kurz und gut der Robin Hood des Böhmischen Kanada. Womöglich waren für seine Heldentaten die damaligen Frauen verantwortlich, die ihm eine nach der anderen verfi elen. Und gerade diese Schwäche für Frauen wurde ihm zum Verhängnis, denn er wurde in eine Falle gelockt und endete am Galgen. Dies geschah in Wien, noch vor seinem dreißigsten Lebensjahr. Mit der Räuberei begann er bereits mit neun Jahren, Inspiration war nicht nur sein Vater, sondern auch seine Mutter Regina gewesen. Als er den Höhepunkt seiner Diebstahlkarriere erreichte, zählte die Räuberbande bereits 60 Mitglieder. Innerhalb von zehn Jahren hatte er mehr als 200 Verbrechen begangen. Seine letzten Worte lauteten „Mein Gott! So viele Menschen!“. Womöglich hätte er heute dasselbe verkündigt, würde er sich entlang eines Wanderweges mit seinem Namen an der Grenze Böhmens, Mährens und Niederösterreichs begeben.
Pavel Vančura
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